Perlen Papier ist der einzige Hersteller von Zeitungs- und Magazinpapieren in der Schweiz. Das Unternehmen betreibt eine Fabrik mit zwei Papiermaschinen und setzt eine der größten und leistungsfähigsten Maschinen für Zeitungspapier in Europa ein. Das hoch spezialisierte Werk produziert ausschließlich Pressepapiere: 360.000 Tonnen Zeitungspapier und 200.000 Tonnen LWC-Magazinpapier pro Jahr.
Nicht aus der Luft gegriffen: Dampfrückgewinnung bei Perlen Papier in der Schweiz.
Teamwork mit Volldampf in der Perlen Papier AG
Mit Andritz arbeitet das Unternehmen seit 1995 zusammen. Damals errichtete es in Perlen eine Fabrik für thermomechanischen Holzstoff (TMP), die zu 100 % Fichtenholz verarbeitet und beide Papiermaschinen mit 100.000 Tonnen Ausgangsstoff pro Jahr versorgt. Seither hat Andritz alle paar Jahre nachgerüstet, doch in der Refiner-Anlage, die nach dem RTS-Verfahren in Hochgeschwindigkeit arbeitet, hielt die ursprünglich verbaute Faser-Dampf-Abtrennung (SOD - Swept Orifice Discharge) zunächst 27 Jahre durch. Operations Engineer Michael Stokowy erklärt: „Wir Mechaniker wollten sie ersetzen, weil sie nicht mehr im besten Zustand waren und es schwierig wurde, Ersatzteile zu bekommen. Die Werksleitung wollte die Dampfrückgewinnung erhöhen.“ Ziel war es, die Kosten zu senken und die TMP-Kapazität künftig steigern zu können. Perlen entschied sich, die alten Einheiten durch eine neue Kombination aus Zyklonabscheidern und Austragsstopfschnecken (Plug Screw Discharger) zu ersetzen. Das Unternehmen wollte maximale Dampfabscheidungskapazitäten auf engem Raum. Dazu Robert Pfeiffer, Head of Project Management Refining Systems Service bei Andritz Pulp & Paper: „Es musste in das vorhandene Gebäude passen, sonst wäre es zu kostspielig geworden.“ Leider waren die Standardmodelle PSD 600 und 800 von Andritz zu groß, das Modell PSD 400 jedoch kleiner als gewünscht. Mit der Vorgabe, maximale Kapazität auf begrenztem Raum zu liefern, erklärte sich Andritz bereit, exklusiv für Perlen ein neues Modell zu entwerfen und zu bauen.
Um den verfügbaren Platz optimal zu nutzen, ist das neue Modell PSD 500L breiter als der PSD 400 und schmäler als der PSD 600, aber auch länger („L“) als die Standardmodelle. Die Kompressionszone ist um 50 % vergrößert. Dies gewährleistet eine optimale Faserkompression und Dichte an der Schnecke, während die Fasern zugleich so schonend wie möglich behandelt werden. Der an die PSD angeschlossene neue Andritz-Standardzyklon CYS1400 scheidet den Dampf effektiv ab und speist diesen in das Wärmerückgewinnungssystem ein, sodass er für verschiedene Zwecke verwendet werden kann. So werden die Kosten gesenkt und die Umwelt wird geschont.
„Da es Perlen von Anfang an um Einsparungen ging, haben wir aufgezeigt, dass das Projekt die Energiebilanz deutlich verbessern kann. Auch unsere ROI-Berechnungen überzeugten das Unternehmen.“
Christoph Ernet, Leiter Technologie, HC Refining Andritz
Maßgeschneiderte Lösung auf wenig Raum
Für die Installation maßgeschneiderter Anlagen auf so engen Raum werden üblicherweise mindestens mehrere Wochen veranschlagt. In diesem Fall musste die Installation jedoch innerhalb von fünf Tagen erfolgen, d. h. während der regulären Stillstandszeit für die jährliche Wartung. Diese sehr knappe Frist haben Andritz und Perlen durch zügiges und effizientes Arbeiten eingehalten. Perlen gab die Bestellung im Januar 2022 auf, und nur 6 Monate später traf die individuell gefertigte neue Anlage ein. Im August 2022 fanden Vorinstallationsarbeiten statt, und im September folgten Installation und Inbetriebnahme.
Die Einhaltung des Zeitplans war nicht zuletzt der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Andritz und Perlen zu verdanken. Michael Stokowy berichtet: „Einfach war es nicht – es war eine Woche voller Anspannung! Wir konnten nicht alles gleichzeitig erledigen, weil nicht genug Platz war. Es war ziemlich kompliziert, aber wir planten die Arbeiten im Stundentakt und rund um die Uhr. Besonders schwierig gestaltete sich die Elektrik, da sie erst ab dem dritten Tag angeschlossen und getestet werden konnte. Aber wir hatten die Installation mit täglichen Updates wirklich gut im Griff.“
Robert Pfeiffer stellt fest, dass „wir Probleme gemeinsam gelöst haben“, und Michael Stokowy lobt besonders die Unterstützung durch Heinz Wiedenhofer, den Montageleiter von Andritz. „Er ist sehr kundenfreundlich und hat ausgesprochen gute Arbeit geleistet. Er war früh zu Stelle, immer ansprechbar, jederzeit zu ein paar Stunden Mehrarbeit bereit und fand für jedes Problem eine Lösung. Ein großer Teil meiner Aufgabe bestand darin, Probleme zu erkennen, und Heinz kam uns sehr entgegen.“
„Er ist sehr kundenfreundlich und hat ausgesprochen gute Arbeit geleistet. Er war früh zu Stelle, immer ansprechbar, jederzeit zu ein paar Stunden Mehrarbeit bereit und fand für jedes Problem eine Lösung.“
Michael Stokowy, Betriebsingenieur Elektro bei Perlen Papier, lobt besonders die Unterstützung durch Heinz Wiedenhofer, der bereits an der Projektvorbereitung intensiv beteiligt war.
ROI übertrifft Erwartungen
Obwohl sich die neuen Einheiten wenige Monate nach der Inbetriebnahme noch in der Optimierungsphase befinden, hat Perlen einige seiner Prozessziele bereits deutlich übertroffen. Ein Ziel bestand darin, die Dampfrückgewinnungsmenge von 6 auf 9 Tonnen/Stunde zu erhöhen. Erfreulicherweise erreichen die neuen Einheiten bereits jetzt konstant 14,5 Tonnen/Stunde. Dies bedeutet mehr Dampf zur Nutzung z. B. für die Trockner der Papiermaschinen und die Beheizung der Maschinenhalle. Perlen muss weniger Geld für den Kauf von Dampf aus dem örtlichen Abfallenergie-Kraftwerk ausgeben. Außerdem wird die Temperatur der verfeinerten Fasern in der Latenzbütte gesenkt, was, einmal optimiert, in der nachfolgenden Sortierung für eine effizientere Fraktionierung sorgen wird. So wird der Abwasserkreislauf entlastet und noch mehr Energie eingespart. Die niedrigere Temperatur verringert überdies die Vergilbung der Fasern und den Verbrauch an Bleichchemikalien. Auch die Belastung bzw. Abnutzung der Entwässerungsaggregate wird reduziert. Zoran Jovanovic, TMP Line Manager, fügt hinzu, dass die neuen Maschinen wesentlich besser abtrennen: „Anstatt alle drei Tage (jedes Mal eine Dreiviertelstunde) müssen die Rohrleitungen jetzt höchstens alle 10-11 Tage, von (Faser-)Ablagerungen gereinigt werden.“
Da die Projektziele übertroffen wurden, stellte sich auch der ROI schneller ein, als von Perlen geplant. Angestrebt waren 1,7 Jahre, aber mittlerweile wird weniger als 1 Jahr veranschlagt. „Damit sparen wir eine Menge Geld“, bestätigt Michael Stokowy. Mehr noch: „Es schützt unsere Nerven! Es funktioniert gut, und die Wartung bereitet uns weniger Aufwand.“
Wie Robert Pfeiffer erklärt, spiegelt dieses Projekt die Philosophie von Andritz wider, sich am realen Alltag des Papierherstellers entlang der gesamten Produktionslinie zu orientieren. „Unser Motto lautet: ,Kleine Schritte, große Erfolge‘. Uns geht es weniger um einen einmaligen Verkauf als um die Fortsetzung einer langfristigen, erfolgreichen Partnerschaft. Deshalb möchten wir dem Unternehmen das bieten, was ihm am meisten nützt – im Rahmen der veranschlagten Kosten.“ Mit innovativen Neuerungen von Andritz
werden sowohl das Budget als auch die Umwelt geschont.
„Uns geht es weniger um einen einmaligen Verkauf als um die Fortsetzung einer langfristigen, erfolgreichen Partnerschaft.“
Autor: Gary Thomson
Redaktion: sbr
Abbildungen: Chris Rausch